Rundbrief 2022

Liebe Freundinnen und Freunde unserer Projekte,
nach drei Jahren war es endlich wieder so weit: im April 22 konnte ich für vier Wochen unsere Schulen in Peru besuchen. Die Begrüßung war herzlich, es gab sehr viele Einladungen und als Ehrengast durfte/ musste ich fünfmal Meerschweinchen essen. Dank der großzügigen Spenden zweier Sonthofener Apotheken konnte ich den Schulen über 500 Coronatests überreichen, die auch gleich für die Lehrer eingesetzt wurden. Die Schüler werden bei Erkältungssymptomen kostenlos getestet. Nach zwei Jahren nur Distanzunterricht können die Kinder seit März 22 wieder langsam die Schule besuchen. SchülerInnen der 3. Klasse sehen nun zum 1. Mal ihre Schule und ihre MitschülerInnen.
Von psychischen oder sozialen Problemen der Kinder spricht dort keiner, von großen Lernrückständen aber schon. Kein Kind durfte eine Klasse wiederholen, obwohl viele am Smartphone dem Unterricht kaum folgen konnten.

An der San Francisco Schule haben z.B. behinderte Kinder, die bereits stehen oder gehen konnten, dies in den zwei Jahren daheim wieder verlernt. Die Lehrer tun ihr Möglichstes, um die Schwerbehinderten zu fördern und das Verlernte wieder nachzuholen. Während der Pandemie unterstützten wir vier Familien. Sie hatten ihre Arbeit verloren oder waren schwer krank. Zwei Lehrerinnen kauften monatlich Lebensmittel ein und überreichten sie den Familien und ihren schwerbehinderten Kindern.
Die San Francisco Schule ist eine kirchliche Schule, d.h. der Bischof bestimmt, wer von den Vertragslehren an der Schule unterrichten darf. Von den 30 Lehrern sind nur 6 verbeamtet, bei 24 hängt es jedes Jahr davon ab, ob der Bischof sie wieder anstellt. Um dies zu erreichen, müssen die Lehrer dem Bischof für jeden Jahresvertrag 130 Soles (35€) zahlen, mit monatlich 30 Soles das Priesterseminar unterstützen, dem Bischof kiloweise Mandarinen und Eier abkaufen und 200 Lose für eine Tombola.

Jeder Lehrer muss dem Bischof zum Geburtstag ein Geschenk machen. Heuer mussten sie bei großer Hitze für ihn auf dem Feld Knoblauch ernten. Wer nicht alles erfüllt, bekommt nächstes Jahr keinen Vertrag.

Der größte Teil der Lehrer hat keine Ausbildung in Sonderpädagogik und es gibt auch keine Möglichkeit verbeamtet zu werden, denn der Bischof will dies nicht, da er sonst seinen Einfluss verliert. Diese Ausbeutung der LehrerInnen an einer kirchlichen Schule wird immer schlimmer. Die Situation der LehrerInnen belastet mich sehr und deshalb habe ich Material gesammelt und im September einen Brief an den Papst und an die Bischofskongregation in Rom geschrieben; eine Antwort habe ich noch nicht erhalten.

An der Santa Barbara Schule läuft der Unterricht gut und dort entscheidet der Verein „Santa Barbara“ wer angestellt wird. Ich konnte an schulinternen Fortbildungen teilnehmen und auch selbst eine zum Mathematikunterricht halten. An dieser Schule erhalten die LehrerInnen ihr Gehalt vom Schulgeld der Eltern. Da der Verein es auch ärmeren Kindern ermöglichen will, diese Schule zu besuchen, kann er nicht so viel Schulgeld verlangen. So erhalten die LehrerInnen weniger Geld als die an einer staatlichen Schule.
Um dies etwas auszugleichen, helfen wir von unserem Verein pro LehrerIn mit monatlich 100 Soles.

Zu den Baumaßnahmen: wegen Corona konnte die Schulküche nun endlich genutzt werden, obwohl sie seit Ende 2019 fertig war. Auf dem Dach der Schule ist der Sportplatz fertig, der auch zum Tanzunterricht genutzt werden kann. Die Schulbehörde verlangt nun für das dreistöckige Gebäude eine zweite. Außentreppe für den Erdbebenfall.

Mit Hilfe der Pfarrei in Nattheim werden wir sie hoffentlich bauen können. Außerdem werden extra Toiletten für Behinderte und Personal an der Grundschule und im Kindergarten gefordert. Der große Wunsch von LehrernInnen, Eltern und Kindern der Schule ist es, ein eigenes Gelände für Versammlungen, Aufführungen, Sporttraining und Veranstaltungen zu haben. Da aber die Grundstückspreise in Huaura enorm gestiegen sind, wird dies schwierig werden.

Nachdem die letzten Freiwilligen im April 20 von der Bundesregierung ausgeflogen wurden, konnten im September dieses Jahres endlich wieder zwei junge Frauen nach Huaura kommen. Eine davon hatte leider starkes Heimweh und flog nach zwei Monaten zurück. Marie bleibt und erfüllt ihre Aufgaben mit großer Begeisterung und Engagement.

Das Reverse Programm: Anfang 2022 kamen sechs PeruanerInnen in die Diözese Augsburg und haben sich sehr gut eingearbeitet. Ein paar würden gerne hierbleiben und hätten auch eine Arbeitsstelle, aber die Bedingungen unserer Regierung sind kaum zu erfüllen. Die neuen Bewerbungsgespräche für 2023 wurden wieder online geführt, eine anstrengende Sache bei 9 Bewerbern und Bewerberinnen. Im Januar 23 kommen nun 7 PeruanerInnen nach Deutschland, vier von ihnen nach Ursberg, zwei nach Nördlingen und einer nach Augsburg.
Ich freue mich schon auf ihr Kommen, denn einer ist mein Patenkind. n der Adventszeit verkaufen wir wieder Selbstgemachtes und peruanisches Kunsthandwerk am 10. und 11.12. in Sonthofen auf dem Christkindlesmarkt.

I Im Dezember findet an der Albert Schweitzer Schule in Sonthofen der Weihnachtsbazar zugunsten unserer Kinder in Peru statt. Ich möchte mich bei allen Spendern für die großzügige Hilfe in den letzten Jahren bedanken. Auch dieses Jahr wollen wir helfen unseren Kindern und Lehrern das Leben zu erleichtern. Bitte vergesst uns nicht!
Allen Spendern eine gesunde Advents- und Weihnachtszeit!

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