Liebe Freunde und Bekannte unserer Schulen in Huaura/Peru,
dieses Jahr konnte ich aus gesundheitlichen Gründen zum ersten Mal nicht nach Peru, um unsere zwei Schulen zu besuchen. Über E-Mails und Telefon bin ich aber gut darüber informiert, was dort geschieht.
An der San Francisco Schule läuft alles geregelt und im Sinne der schwer behinderten Kinder weiter. Jenny, die bisherige Schulleiterin, hat ein Kind bekommen und so hat Padre Armando die frühere Schulleiterin Felicitas wieder als Direktorin eingesetzt. Hier in Sonthofen begegnen mir oft Asylbewerber gut angezogen und mit Handy – aber ich weiß, trotz dieses perfekten Äußeren stehen dahinter große Probleme, sie können nicht zurück in ihre Heimat und stehen vor einer ungewissen Zukunft.

Das Mädchen auf dem Bild, Xiomara, sieht gut genährt aus und trägt den Sportdress der Santa Barbara Schule. Sie macht auch einen guten äußeren Eindruck – aber ihr kleines Leben ist voller Probleme. Oft verstecken sich die Schwierigkeiten hinter einer Fassade. Die Mutter von Xiomara lebt nicht mehr und der Vater will nichts von ihr wissen. Sie lebt bei der Großmutter, deren Hauptproblem aber eine andere Tochter ist, die an Krebs leidet. Xiomara besucht die erste Klasse und laut ihrer Lehrerin Andrea hat sie oft nichts zum Essen dabei für den langen Schultag von 8 bis 14.15 Uhr. Morgens und abends gibt es Semmel und mittags Reis. Das Kind macht einem deprimierten Eindruck und weint oft. Die Oma bittet nicht um Hilfe, wird aber mit ihrer Situation nicht fertig.
Oder Joel, sechs Jahre, die Eltern sind geschieden. Das Kind lebt mit seinem älteren Bruder beim Vater. Da der Vater früh aufs Feld zum Arbeiten geht, sollte der ältere Bruder den jüngeren versorgen. Joel aber kommt meist ohne Frühstück und Pausenbrot in die Schule. Der ältere Bruder ist drogenabhängig und kriminell. Betreuung und Hilfe vom Staat gibt es in diesen Fällen in Huaura nicht und so ist die Schule gefordert. Die Psychologin, die in Teilzeit angestellt ist, kümmert sich um die Kinder.

Dringend notwendig wäre eine Sozialarbeiterin, die die Familien betreut. Dazu fehlt uns momentan leider noch das Geld. Die Schule sorgt sich aber um die finanzielle Unterstützung von Essen und Schulsachen. Die Santa-Barbara-Grundschule hat inzwischen über 190 Kinder. Dass die Schule bei den Eltern so beliebt ist, spricht für sie. Aber mit der Zahl der Kinder häufen sich auch die Problemfälle aus sozial schwachen Familien, alleinerziehenden Elternteilen, Gewalt und Drogen in den Familien.
Neben den persönlichen Problemen der Kinder, die uns am meisten am Herzen liegen, gibt es momentan noch eine andere große Aufgabe: Der Kindergartenbau.

Im Sommer konnte endlich in den zwei angrenzenden Grundstücken mit dem Bau begonnen werden. Die Aufräumarbeiten im Grundstück dauerten lange, da die alten Lehmziegelhäuser abgetragen werden mussten. Nun stehen die drei Klassenräume, die Betondecke ist aufgefüllt und die Wände sind inzwischen verputzt. Da Huaura im Erdbebengebiet liegt, sind die Auflagen für die statische Sicherheit entsprechend hoch und es müssen zahlreiche Armierungen eingebaut werden, die den Bau sehr teuer machen. Unser erspartes Spendengeld ist aufgebraucht und wir mussten ein privates, zinsloses Darlehen aufnehmen. Unser Kindergarten soll geplant im März 2016, zu Beginn des neuen Schuljahres, in Betrieb genommen werden.
Die Freiwilligen sind wieder zurück nach ihrem Jahr in Huaura. Eva Meißner aus Freiburg schreibt: Es war eine große Chance und gefüllt von wichtigen Erfahrungen für mich. Deshalb möchte ich mich auf diesem Wege bei allen Menschen bedanken, die dieses Jahr für mich möglich gemacht haben.
Und Heidrun Stadler aus Unterthingau reflektiert: Ich habe ein sehr ereignisreiches Jahr mit allen Höhen und Tiefen in Peru hinter mir und habe neben der Sprache auch sehr viel über
das zwischenmenschliche Zusammenleben, über die peruanische Kultur und vor allem auch über mich selbst gelernt.
Simon Thannheimer aus Hinang, ein früherer Freiwilliger, ist gerade wieder in Peru und hilft beim Bau des Kindergartens. Bisher wohnten die Freiwilligen im Pfarrhaus. Die neuen Freiwilligen, Kathrin Lammel aus Immenstadt und Jonathan Schneider aus Klosterlechfeld, wohnen bei der Schulleiterin Janet im Haus, da Padre Armando versetzt wurde. Der neue Pfarrer darf keine jungen Mädchen im Haus wohnen lassen, weil es der Bischof nicht erlaubt. Die zwei haben sich gut eingelebt und können sich auch schon verständigen. Die Diözese Augsburg übernimmt jetzt die Verwaltungsarbeit der weltwärts-Freiwilligen und ich bin froh, dass wir nur noch bei der Auswahl der jungen Leute einbezogen sind.
Unser Verein ist wieder auf dem Lions Christkindlesmarkt in Sonthofen am 12. und 13.12. vertreten. Unsere Kinder in Peru brauchen auch weiterhin deine/Ihre Hilfe.
Ich wünsche dir/Ihnen eine ruhige und erfüllte Advents- und Weihnachtszeit.
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